Psychotherapie

Psychotherapie

Psychotherapie

ist ein eigenständiges Heilverfahren im Gesundheitsbereich für die Behandlung von psychischen, psychosozialen oder auch psychosomatisch bedingten Verhaltensstörungen und Leidenszuständen. Das Ziel einer Psychotherapie ist es, seelisches Leid zu heilen oder zu lindern, in Lebenskrisen zu helfen, gestörte Verhaltensweisen und Einstellungen zu ändern und die persönliche Entwicklung und Gesundheit zu fördern. Es gibt verschiedene psychotherapeutische Methoden und damit nicht nur eine Art von Psychotherapie. Im Zentrum stehen aber das Gespräch und der Austausch zwischen PatienIn und PsychotherapeutIn. Je nach psychotherapeutischer Methode kann dieser Austausch durch Übungen und andere Interventionen unterstützt und gefördert werden.

Psychoanalyse

Die von Sigmund Freud begründete Psychoanalyse ist die erste auf Einsicht beruhende und mit einer umfassenden psychologisch orientierten Krankheitslehre ausgestattete Psychotherapie. Sie befasst sich mit den unbewussten Motiven menschlichen Verhaltens (Denken, Fühlen und Handeln), wie sie auch in der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer und psychosomatischer Störungen wirksam sind.
Ziel der psychoanalytischen Behandlung ist es, Erkenntnis und Einsicht in die zum großen Teil verborgenen und lebensgeschichtlich verstehbaren Grundlagen aktueller Leidenszustände zu gewinnen und deren Wirkung auf Persönlichkeitsstruktur und Charakterbildung sowie auf die Ausformung zwischenmenschlicher Beziehungen und Beziehungsstörungen im Privat- und Berufsleben kognitiv und emotional zu erfahren. Dies geschieht vor allem durch eine Reaktualisierung von intrapsychischen Konflikten, die auf frühkindlichen Erfahrungsmustern und auf unbewussten Phantasien beruhen und deren Wiederbelebung durch das Durcharbeiten der sogenannten Übertragungsbeziehung zur Analytikerin/zum Analytiker erfolgt. Im geschützten Rahmen des psychoanalytischen Settings können leidvolle Erfahrungen und schuldbehaftetes Verhalten zur Sprache gebracht werden, so dass sich deren Ausdruck in psychischen, psychosozialen und psychosomatischen Symptomen erübrigt.
Die hohe Stundenfrequenz (4–5 Sitzungen pro Woche) und die relativ lange Dauer einer psychoanalytischen Behandlung beruhen einerseits auf dem anspruchsvollen Therapieziel, welches auch eine strukturelle Persönlichkeitsveränderung beinhaltet, und andererseits auf dem behutsamen und analysierenden Umgang mit Widerständen gegen Veränderungen, mit welchen man in der Psychotherapie konfrontiert ist.

Gesprächspsychotherapie

Klientenzentrierte Psychotherapie (Gesprächspsychotherapie oder Personenzentrierte Psychotherapie)

Die Klientenzentrierte Psychotherapie wurde von dem amerikanischen Psychologen Carl R. Rogers (1902–1987) in den 40er Jahren begründet. Einer der wichtigsten Mitarbeiter bei der Entwicklung dieses Ansatzes ist der 1938 aus Wien vertriebene Eugene Gendlin.
Diesem Ansatz liegt die Überzeugung zugrunde, dass der Mensch über ein ihm inne-wohnendes Entwicklungspotenzial verfügt: eine grundsätzlich konstruktive Aktualisierungstendenz. Dieses Potenzial wird jedoch nur in zwischenmenschlichen Beziehungen wirksam angesprochen, in welchen man bedingungsfreie Wertschätzung und empathisches Verstandenwerden durch (mit sich selbst) kongruente Bezugspersonen erfährt. Wenn eine therapeutische Beziehung wesentlich von diesen Grundeinstellungen getragen ist, kann man sich achtsam begleitet und angstfrei den eigenen inneren und äußeren Zerrissenheiten, Inkongruenzen, Blockaden und Veränderungswünschen zuwenden und die für persönliche Veränderung nötige Tiefung und Klärung des eigenen inneren Erlebens wird möglich. Der Klientenzentrierten Psychotherapie wird von der Forschung „eine sehr überzeugend nachgewiesene Wirksamkeit für ein sehr breites Spektrum von Störungen“ bestätigt.
Sie wird sowohl als Einzel- wie auch als Gruppentherapie angewandt. Außerdem wurden eigene Formen der Kinder- bzw. Spieltherapie und der Paar- und Familientherapie sowie der Familienspieltherapie entwickelt. Darüber hinaus sei auf spezifische Formen wie die Prä-Therapie (Prouty) zur Kontaktgewinnung mit schizophrenen oder geistig behinderten Menschen oder den Einbezug kreativer Medien in der Klientenzentrierten Kunsttherapie (Groddeck) verwiesen. Über den Bereich der Psychotherapie hinaus wurden u. a. Konzepte der methodischen Achtsamkeit auf inneres
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Erleben (Focusing), des schülerzentrierten Unterrichts und der humanistischen Päda-gogik oder einer personzentrierten Kommunikation (z.B. Familienkonferenz, Gordon) entwickelt.

Exiszenzanalyse

Existenzanalyse ist eine psychotherapeutische Methode, die in den 1930er Jahren vom Wiener Psychiater und Neurologen Viktor E. Frankl begründet und seit den 1980ern, vor allem von Alfried Längle, erweitert wurde. Ihre Grundlagen liegen in der Existenzphilosophie und der humanistischen Psychologie. Das Ziel existenzanalytischer Psychotherapie und Beratung ist ein inneres „Ja“, eine innere Zustimmung, zum eigenen Denken, Fühlen, Entscheiden und Handeln. Dieser Ansatz setzt am Erleben der Person an und verhilft ihr zu authentischen Entscheidungen sowie einem eigenverantwortlichen Umgang mit sich und ihrer Welt.

Die therapeutische Beziehung ist von Offenheit und Unvoreingenommenheit geprägt. Die therapeutische Haltung ist annehmend, zuwendend, achtend und entwicklungsfördernd. In gemeinsamen Gesprächen werden innere und äußere Bedingungen ergründet und gestärkt, um zu einer erfüllten Existenz zu kommen. Ein Spezialgebiet der Existenzanalyse ist die Logotherapie, die sich der Behandlung von Sinnverlusten und -problemen widmet.

Die Existenzanalyse wird in Einzel- und Gruppentherapie sowie in Coaching, Supervision und Pädagogik angewendet. Es wurden eigene Formen der Kinder-, Paar- und Traumatherapie als auch Zugänge zu Persönlichkeitsstörungen, Psychosomatik und psychotischen Zustandsbildern entwickelt. Neben dem Gespräch kann mit Zustimmung der Klientinnen und Klienten eine breite Auswahl an Möglichkeiten für den Therapieprozess eingesetzt werden, darunter kreative Gestaltung, körperbezogene Ansätze, Spiel und Auftsellung.

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